Prof. Dr. Markus Pietzsch

Institut für Pharmazie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Arbeitsgruppe Aufarbeitung biotechnischer Produkte

Prof. Dr. Markus Pietzsch

Ich bin Chemiker und Biotechnologe. Nachdem ich in Braunschweig Chemie studiert und dann in der Biotechnologie promoviert habe, bin ich für meine Habilitation an die Uni Stuttgart gegangen. Dort habe ich sieben Jahre lang in einem Institut für Bioverfahrenstechnik gearbeitet und bin dann 2001 an die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg berufen worden. Damals war ich im Fachbereich Ingenieurwissenschaften und bin jetzt seit 2006 am Institut für Pharmazie tätig. Forschungsseitig beschäftige ich mich im weitesten Sinne mit Proteinen und Enzymen. Meine zwei Standbeine sind dabei die industrielle und die pharmazeutische Biotechnologie. In der industriellen Biotechnologie beschäftigen wir uns mit der Entwicklung von Mikroorganismen und Verfahren um, unter Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen, Proteine und andere Moleküle herzustellen. In der pharmazeutischen Biotechnologie habe ich mit einem sehr spannenden Thema zu tun: Der posttranslationalen Modifikation von therapeutischen Proteinen. Darüber erzähle ich gerne noch ein paar Stunden. (lacht)

Wie sind Sie mit Ihrer Forschung am Campus und darüber hinaus vernetzt?

Die meisten meiner Forschungsprojekte sind Kooperationsprojekte mit anderen Forschungsgruppen und Unternehmen. Das ist in einem interdisziplinären Gebiet wie der Biotechnologie extrem wichtig. Konkret ist das zum Beispiel das Fraunhofer IMWS am Campus, welches auch das Thema Proteine als einen Schwerpunktbereich behandelt. Der dortige Geschäftsfeldleiter für biologische und makromolekulare Materialien, Dr. Christian Schmelzer, ist ein ehemaliger Doktorand/Habilitand meines Kollegen Professor Reinhard Neubert. Ansonsten habe ich Kooperationsprojekte auf Seiten der Naturstoffchemie mit dem Leibniz-Institut IPB und Industrieunternehmen in Leuna sowie dem Fraunhofer CBP.

Sie engagieren sich darüber hinaus auch als Mentor für Unternehmensgründungen ...

Ja, dieses Thema liegt mir am Herzen. 2015 haben zwei meiner Studierenden eine Firma gegründet, die Okmed Biotech GmbH (zum Interview). Sie sitzen jetzt im Innovation Hub direkt gegenüber und wollen ihr Konzept umsetzen und irgendwann auch Produkte entwickeln und verkaufen. Unsere Beziehungen sind nach wie vor eng. Die Beiden greifen auf die molekularbiologische und bioverfahrenstechnische Expertise von uns zurück.

Grundsätzlich liegt der Schwerpunkt der Universität natürlich auf Grundlagenforschung, aber gerade im Bereich Biotechnologie hat man auch immer anwendungsorientierte Aspekte dabei und da wird die Universität immer aufgeschlossener. Bei Ausgründungen wird man vom Gründerservice der Universität unterstützt. Die Teams um Professor Behrens und Professor Breunig sind ein gutes Beispiel dafür, dass Ideen, die man „angeforscht“ hat dann irgendwann in Ausgründungen weiterentwickelt werden. Dafür bietet der Technologiepark Weinberg Campus wirklich gute Möglichkeiten.

Welche Vorteile bietet Ihnen der Standort Weinberg Campus darüber hinaus?

Die Vorteile sind vor allem die sehr gute Forschungsinfrastruktur und die aufgeschlossene Forschungs- und Kommunikationsatmosphäre, die hier herrscht. Was mich an diesem Wissenschaftscampus außerdem fasziniert, ist, dass man viele Kooperationspartner über sehr kurze Wege erreicht. Deswegen bin ich auch schon so lange hier. Im gesamten Protein-, Biochemie- und Biotechnologie-Umfeld ist das hier eine der besten Forschungsstellen, die man bundesweit finden kann. In der Qualität und Menge an Forschungsgruppen, die in Halle (Saale) arbeiten, sind wir durchaus auf Augenhöhe mit dem Campus Martinsried in München.

Was wünschen Sie sich aus Sicht des Wissenschaftlers und aus ganz persönlicher Perspektive für den Weinberg Campus? Welche Visionen haben Sie, wie sollte der Campus in 20 Jahren aussehen?

Also, ich wünsche dem Campus, dass er deutlich früher als in den von Ihnen avisierten 20 Jahre an seine Kapazitätsgrenzen stößt. Danach hoffe ich, dass jemandem einfällt, wo und wie man weiter expandieren kann. Ich persönlich wünsche mir dringendst ein vernünftiges Restaurant. Ich bin bestimmt nicht der Einzige, der sich das wünscht. Ein Restaurant ist sehr wichtig, denn ich muss mit meinen Gästen aus der Industrie und das sind durchaus keine kleinen Unternehmen, immer in die Stadt fahren. Dort gibt es zwar gute Restaurants, aber etwas in der Qualität auf dem Campus wäre dringend erforderlich. (Anm. d. Red.: 2019 ist die Eröffnung eines Restaurants in der Campus-Kirche geplant.)

Fällt Ihnen eine Begebenheit ein, die Sie mit dem Weinberg Campus verbinden?

Darüber muss ich etwas nachdenken. Ich finde die Kombination aus Wissenschaft und Kunst besonders spannend. Deshalb erinnere ich mich sehr gern an eine Romeo-und-Julia-Aufführung im Atrium des Bio-Zentrums, in der Romeo seine Julia auf einem der Treppentürme angeschmachtet hat. Die Veranstaltung wurde im Zuge der „Langen Nacht der Wissenschaften“ vom weinberg campus e. V. organisiert. In der gleichen Nacht hatten wir auch in einer Tiefgarage eine Lesung mit unserem Theaterchef, Herrn Brenner, und hinterher noch eine nette Party auf der oberen Etage. Solche Events sind einfach wichtig, damit man neben dem Forschungs- und Wissenschaftsbereich auch noch eine andere Ebene hat.

(Das Interview wurde im August 2018 geführt.)

Prof. Dr. Markus Pietzsch

Prof. Dr. Markus Pietzsch

Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg  
Institut für Pharmazie
c/o Biozentrum
Weinbergweg 22
06120 Halle (Saale)
Telefon: +49 345 55 25 949
E-mail: markus.pietzsch@pharmazie.uni-halle.de