Michael Kiese
Geschäftsführer, HKS Prozesstechnik GmbH
Herr Kiese, können Sie sich und Ihr Unternehmen bitte kurz vorstellen!
Mein Name ist Michael Kiese. Ich bin 55 Jahre alt, Volkssportler, habe drei Kinder, bin verheiratet – nicht nur mit meiner Firma – und bin Geschäftsführer eines der älteren Unternehmen am Weinberg Campus. Die HKS Prozesstechnik ist im Jahr 1994, kurz nachdem das Gebäude Weinbergweg 23 eröffnet wurde, hier eingezogen. Das Unternehmen ist mit der Vision gestartet, Systeme zu entwickeln, die beurteilen können, ob ein Schweißprozess gute oder schlechte Qualität hat.
Diese Idee hatte ihren Ursprung in meiner Zeit beim Zentralinstitut für Schweißtechnik (ZIS), der zentralen Forschungsschmiede der ehemaligen DDR. 1994 haben sich dann die drei Kollegen Hollmann, Kiese und Schauder (HKS) entschlossen die HKS Prozesstechnik zu gründen. So können wir fast gemeinsam mit dem TGZ unser 25-jähriges Jubiläum feiern.
Im vorherigen Jahr ist es uns erfolgreich gelungen, für das Unternehmen einen Investor zu finden. Das klingt jetzt vielleicht etwas widersprüchlich, „erfolgreich“ das eigene Unternehmen zu verkaufen. Irgendwann kommt aber der Zeitpunkt, an dem man sich fragt: „Was passiert mit meinem Unternehmen in 10 oder 15 Jahren?“ Das heißt, man muss seine Unternehmensnachfolge organisieren. Die Zeit war reif, das anzupacken.
Die Zeit ist aber noch nicht reif, einfach aufzuhören und sich zur Ruhe zu setzen. Insofern haben wir bei der Suche nach einer Unternehmensnachfolge auch immer im Blickpunkt gehabt, wie das Baby denn in 5 Jahren aussehen soll. Oder mit anderen Worten: Wie organisiert man die Identität eines Unternehmens, wenn man es an jemanden verkauft? Wir haben einen Investor gefunden, das hat gut geklappt. Die drei ehemaligen Eigentümer sind alle als Geschäftsführer übernommen worden und müssen/dürfen/können in den nächsten 5 Jahren die Geschicke des Unternehmens weiter lenken. Das war auch eine Forderung des Investors.
Was macht die HKS Prozesstechnik eigentlich genau? Wo kommt die Technologie zum Einsatz?
Achtung jetzt wird es ein wenig technisch! Im Unterschied zu anderen Unternehmen hier am Weinberg Campus, die viel mit Biotechnologie machen, sind wir ein technisch orientiertes Unternehmen. Das bedeutet, dass wir uns als Ziel gesetzt haben, unsere Ideen in konkrete Produkte umzusetzen. Das war eine ganz wichtige Entscheidung. Ein junges Unternehmen was am Markt startet, braucht Produkte, um später erfolgreich zu sein. Unsere Produkte sind Schweißdatenüberwachungssysteme. Klingt kompliziert, ist es auch. Aber wenn man es herunterbricht, wird an vielen Stellen geschweißt.
Nehmen wir das Auto: Die Mehrzahl der Verbindungsstellen im Auto werden durch Schweißtechnik erstellt. Vor allem dort, wo Metalle miteinander verbunden werden. Und wir haben die Idee gehabt, wie man den Schweißprozess durchschaubar macht. Schweißprozesse können Fehler haben. Stellen Sie sich vor, es bricht während der Fahrt in Ihrem Auto etwas ab, weil eine Schweißnaht fehlt. Die Unternehmen, die solche Produkte herstellen, wie Autos, haben verständlicher Weise ein sehr großes Interesse sicherzustellen, dass die Qualität dessen was geschweißt wird, in Ordnung ist. Und genau da setzten wir an.
Wir haben Sensoren, Messgeräte, Messwertaufnehmer entwickelt, mit denen wir die wichtigen Prozessgrößen aus den Schweißprozessen messen können. Dann kommt viel Mathematik. Wir haben KI und Industrie 4.0 schon praktiziert, da diskutierten andere noch gar nicht darüber. Wir müssen unsere Messdaten in schnellster Zeit in Datenbanken verarbeiten. Das Ergebnis sagt dann etwas über die Qualität der Schweißnaht. Außerdem können die Fertigungsprozesse zurückverfolgt werden. Das ist vor allem für die Automobilhersteller ein entscheidender Punkt, denn die brauchen im Zusammenhang mit Garantien und eventuellen Rückrufen validierbare und belastbare Daten.
Was haben Sie außer der Automobilindustrie noch für Kundschaft?
Im Prinzip finden wir unsere Kundschaft überall dort, wo hochqualitativ geschweißt wird. An dieser Stelle nenne ich gern eines unserer Leuchtturmprojekte: Es fliegt nämlich keine Ariane-Rakete in den Weltraum, ohne dass die Tanks von der HKS Prozesstechnik überwacht worden sind. Aber auch in Schiffswerften oder im Rohrleitungsbau wird sehr viel geschweißt. Für die Rohr- und Pipelinefertigung haben wir ein sehr innovatives Verfahren entwickelt, um in hoher Qualität automatisiert überwachen zu können.
Welche Vorteile bietet Ihnen der Standort Weinberg Campus?
Am Weinberg Campus schätzen wir das innovative Umfeld. Wenn man überlegt, was ein Technologie- und Gründerzentrum ausmacht, dann ist es die Verbindung von vielen unterschiedlichen Unternehmen und gründenden Personen mit innovativen Ideen, die sich gegenseitig befruchten. Ich denke, das macht den Weinberg Campus aus. Zum einen haben wir das universitäre Umfeld mit einer lebendigen Gründungsszene und wir haben die Unternehmen, die schon länger da sind und diesen Standort nutzen können, um hier ein hochinnovatives Umfeld zu finden.
Was wünschen Sie sich aus Unternehmersicht und aus ganz persönlicher Perspektive für den Weinberg Campus?
Als Erstes, wünsche ich mir, dass ihr so weitermacht wie bisher. Das waren Dinge, die sehr gut gewesen sind. Ein aktuelles Thema, was für die Unternehmen sehr wichtig ist, sind Arbeitskräfte. Wir als Geschäftsleute müssen so attraktiv sein, dass gut ausgebildete Arbeitskräfte auch zu uns kommen. Heute sind Faktoren wie Work-Life-Balance oder das Arbeitsumfeld mit Kindertagesstätten oder einem netten Bistro mit Salatbar sehr wichtig. Ich war letzte Woche zum Beispiel in Schweden und die haben dort ein Restaurant, das funktioniert nur als Salatbar. Viele verschiedene Salate, alles frisch, alles knackig, man füllt es ab, wiegt es aus und fertig ist es. Solche Ideen und Konzepte funktionieren bestimmt auch am Weinberg Campus.
(Das Interview wurde im August 2018 geführt.)
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