Dr. Steffen Panzner
CEO, BioNTech Delivery Technologies GmbH
Herr Dr. Panzner, können Sie sich und Ihr Unternehmen bitte kurz vorstellen!
Die Lipocalyx GmbH entwickelt Lösungen für die Fragestellung, wie man große Moleküle, in unserem Falle DNA, in eine Zelle bekommt. Das macht die DNA nämlich normalerweise nicht freiwillig. Die Natur benutzt dazu Viren und wir haben Wege gefunden, um das künstlich zu machen. Mit diesen so genannten Viromeren® machen wir Gentherapie überhaupt erst möglich.
Ich bin Gründer und Geschäftsführer der Lipocalyx GmbH und mittlerweile seit 20 Jahren auf diesem Gebiet selbstständig tätig. 1999 habe ich meine erste Firma gegründet, die hieß Novosom und basierte noch auf einer anderen Technologie. Novosom wurde 2010 an einen amerikanischen Erwerber verkauft. 2011 wurde dann Lipocalyx hier am Weinberg Campus gegründet. Wir sind sowohl technisch als auch vom Kundenprofil auf ähnlichem Gebiet tätig, haben aber eine neue Technologie entwickelt.
Welchen unternehmerischen bzw. gesellschaftlichen Impact sehen Sie für Ihre Produkte?
Der unternehmerische Impact ergibt sich direkt aus dem, was wir machen. Wenn ich sage, „wir ermöglichen Gentherapie“, dann sind das relativ junge Technologien, die es heute erst in Ansätzen gibt, mit denen wir also teilweise Neuland betreten.
Im Jahr 2000 wurde das Humangenom zum ersten Mal vollständig sequenziert. Das war ein großes Ding und jetzt fragen wir uns: Was können und was dürfen wir eigentlich damit alles machen? Dann gab es im Jahr 2005 eine Entdeckung, wie man sehr gezielt auf einzelne Gene zugreifen und sie ausschalten kann, nämlich mit Hilfe von siRNA (small interfering RNA). Diese Methode hat auch schon erforderlich gemacht, die siRNA-Wirkstoffe möglichst gezielt in die Zelle zu bringen.
2013/2014 folgte die nächste Entwicklungsstufe. Einmal mit der so genannten mRNA (auch Boten-RNA), das heißt, große kodierende Teilstücke der DNA aus denen man Proteine machen kann. Das ist unser Hauptaktivitätsfeld heute. Und dann wurde die berühmte Genschere „Crispr“ entdeckt, die stark durch die Medien ging. Mit Crispr kann man einfach, gezielt Veränderungen im Erbgut vornehmen. Auch hier ist der Transport in die Zelle unbedingt notwendig.
Aus diesen Entwicklungen ergeben sich Möglichkeiten, bessere, individuellere Therapien zu machen und man kann plötzlich auch Erbkrankheiten grundhaft behandeln. Das ist global gesehen der gesellschaftliche Impact unserer Arbeit.
Unternehmerisch gesehen, besteht für uns als kleines Unternehmen mit einer flexiblen, spezialisierten Mannschaft die Möglichkeit, auf diesem hochinnovativen und spannenden Feld mitzuspielen und dieses Feld auch mitzubestimmen. Dafür muss man nicht unbedingt in Boston oder San Diego sitzen, sondern das funktioniert auch hier in Halle. Das nehmen auch Studenten so war, die zu uns kommen und gern in diesen Startup-Strukturen arbeiten wollen.
Was schätzen Sie am Weinberg Campus?
Der Technologiepark Weinberg Campus hat mittlerweile eine beachtliche Größe erreicht. Hier gibt es sehr gute Infrastruktur für Firmen wie uns. Wir haben eine starke Vernetzung mit den relevanten universitären Forschergruppen, wann immer wir das brauchen und wollen. Wir arbeiten in kleinen Teams. Außerdem funktioniert das mit der Work-Life-Balance in einer Stadt wie Halle (Saale) schon wirklich gut. Deutlich einfacher als in Berlin.
Was wünschen Sie sich aus Unternehmersicht und aus ganz persönlicher Perspektive für den Weinberg Campus?
Aus der Unternehmerperspektive wünsche ich mir mehr organisches Wachstum. Wir haben noch zu wenige Beispiele dafür, wie Unternehmen aus einer Inkubator- bzw. Startup-Situation heraus gesund gewachsen sind.
Eines dieser wenigen Beispiele ist die Übernahme von Scil Proteins durch Wacker Biotech. Davon brauchen wir hier mehr, sodass sich die Investitionen in Ideeninkubator & Co. auch wirklich lohnen. Es muss hier mehr Wertschöpfung passieren. Das ist das große Ziel.
Ansonsten, denke ich, können wir insgesamt noch ein bisschen moderner, attraktiver und zeitgemäßer werden. Ich glaube das aktuelle Management des Campus macht da schon einen ganz guten Job. Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, wäre das ein modernes Mobilitätskonzept mit weniger Autos auf dem Campus.
Fällt Ihnen eine Begebenheit ein, die Sie mit dem Weinberg Campus verbinden?
Nach 20 Jahren fällt mir da sehr viel ein. Mit dem Campus verbinde ich aber vor allem unsere Unternehmensgründung. Das brauchte das Zusammentreffen von Leuten, die mutig genug waren, um rauszugehen aus dem universitären Nest und Leuten, die visionär genug waren zu sagen: „Das können wir uns jetzt mal trauen, das können wir auch mal finanzieren.“ Diese Konstellation hat wirklich gut gepasst. Wir hatten damals mit Dinnies Johannes von der Osten eine sehr frische, risikobereite Geschäftsführung der IBG in Magdeburg. Wir hatten mit Merle Fuchs eine engagierte Person im Transfer. Und das war letztlich unser Gründerteam ...
(Das Interview wurde im August 2019 geführt.)
Lipocalyx GmbH
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