Dr. Konrad Glund
Ehemaliger CEO Probiodrug AG (im Ruhestand)
(Das Interview wurde im August 2017 geführt.)
Herr Dr. Glund, können Sie sich und Ihr Unternehmen bitte vorstellen!
Die Probiodrug AG ist ein Biotechnologieunternehmen, das neuartige therapeutische Lösungen zur Behandlung von Alzheimer entwickelt. Diese Konzepte beruhen auf wissenschaftlichen Arbeiten und Erkenntnissen der Firma und sind in Patenten und wissenschaftlichen Publikationen niedergelegt. Die Entwicklung von Produktkandidaten startet im Labor und durchläuft die üblichen Stadien. Unser am weitesten entwickelter Medikamenten-Kandidat ist ein niedermolekularer Enzyminhibitor in Phase 2 klinischer Entwicklung zur Behandlung der Alzheimer’schen Erkrankung.
Probiodrug wurde 1997 von Hans-Ulrich Demuth und mir gegründet. Sowohl das Gründungskonzept, die Entwicklung von DP4-Inhibitoren zur Behandlung von Diabetes, als auch der neue Ansatz zur Behandlung von Alzheimer basieren auf der wissenschaftlichen Expertise von Hans-Ulrich Demuth. Die Firma hat sich seit ihrer Gründung durch Risikokapitalgeber finanziert und ist seit Oktober 2014 an der Börse EURONEXT in Amsterdam gelistet. Das Geschäftsmodell sieht vor, Produktkandidaten präklinisch beziehungsweise klinisch zu entwickeln und an vollintegrierte Pharmafirmen zu lizensieren.
Welchen unternehmerischen bzw. gesellschaftlichen Impact sehen Sie für die Produkte Ihres Unternehmens?
Die Alzheimer-Erkrankung ist eine neurodegenerative Erkrankung und die häufigste Form von Demenz. Weltweit leben gegenwärtig 47 Millionen Menschen mit dieser Erkrankung und es wird davon ausgegangen, dass diese Zahl bis 2050 auf 131 Millionen ansteigen wird. Die globalen Kosten von Alzheimer für die Gesellschaft werden auf über 818 Mrd. USD geschätzt und im Jahr 2018 eine Billion Dollar erreicht haben.
Heute gibt es zugelassene Arzneimittel, die, zeitlich begrenzt, zu einer gewissen Verbesserung kognitiver Leistungen führen (symptomatische Behandlung), den Krankheitsverlauf aber nicht aufhalten. Probiodrugs Konzept ist ein sogenannter „disease modifying“- Ansatz und potenziell in der Lage, den Verlauf der Erkrankung zu verlangsamen oder anzuhalten.
Welche Vorteile bietet Ihnen der Standort Weinberg Campus?
Von großem Vorteil war für uns die Möglichkeit, maßgeschneiderte Räumlichkeiten mit Gründung der Firma 1997 beziehen zu können. Die Stadt Halle (Saale) und das Land Sachsen-Anhalt in Kooperation mit dem Weinberg Campus unterstützen und begleiten neue Firmen mit den verschiedensten Maßnahmen und Programmen. Wir schätzen die enge Verbindung von Unternehmen und forschenden Einrichtungen (Universität, Fraunhofer, Helmholtz u. a.) am Weinberg Campus.
Was wünschen Sie sich aus Unternehmersicht für den Weinberg Campus?
Der Weinberg Campus soll auch künftig Neugründungen fördern. Die Attraktivität dieses Standortes lebt davon Ambitionen, Kooperationen zu fördern und, insbesondere durch Ausgründungen aus akademischen Einrichtungen, wissenschaftliche Erkenntnisse in Produkte und Verfahren umzuwandeln und zu kommerzialisieren. Der Weinberg Campus bietet dafür optimale Voraussetzungen, indem Infrastruktur, Beratung und entsprechende Programme bereitgestellt werden.
(Das Interview wurde im August 2017 geführt. Herr Dr. Glund befindet sich mittlerweile im Ruhestand.)